JESUS LIEBT NICHT MEHR
Unser Statement zur vorzeitigen Beendigung der Ausstellung von Rosa von Praunheim in der Kulturkirche St. Egidien Nürnberg

Mit sehr großem Bedauern haben wir als mitorganisierender Kooperationspartner die vollständige Schließung der Ausstellung „Jesus liebt“ zur Kenntnis genommen, welche am 27.07.2023 durch den Kirchenvorstand St. Egidien und St. Sebald beschlossen wurde.
Wir halten diesen Entschluss für ein fatales Zeichen aus dem Raum der Kirche. Denn wir haben nun hautnah erlebt, wie rechtsextreme und evangelikale Kräfte versuchen, Homosexualität weiter zu verteufeln, zu beschämen und aus dem Raum der Öffentlichkeit zu drängen. Wir mussten erfahren: Kirche ist in diesem konkreten Fall kein ‚safe space‘ für queere Menschen und ihre Kultur gewesen.
Im weltweiten Kulturkampf, den die organisierte Rechte auch nach Deutschland tragen will, haben wir hier ganz klar eine Auseinandersetzung verloren, indem auf die religiösen Sensibilitäten und Schamgefühle der bürgerlichen Mitte mehr geachtet wird, als auf die Erwartungen einer Minderheit, als ganze Menschen gesehen und akzeptiert zu sein – inklusive ihrer Sexualität.
Demokrat*innen müssen in diesen Zeiten zusammenstehen und dürfen sich nicht von einer kleinen lauten Menge durch Hassbotschaften zensieren lassen. Genau dieser Teil der Gesellschaft der sich über angebliche Cancel Culture am meisten aufregt, betreibt die tatsächliche Cancel Culture.
Aktuell arbeiten wir mit dem Egidien Kulturpfarrer Thomas Zeitler daran, einen neuen Ausstellungsort von „Jesus liebt“ zu finden, damit sie spätestens zum Finale der Prideweeks allen auswärtigen und Nürnberger Teilnehmenden zur Besichtigung und eigenen Bewertung zur Verfügung steht.
Wir stehen uneingeschränkt für Kunstfreiheit ein. Danke an Rosa von Praunheim, dass er mit seinen Mitteln gezeigt hat, wo die kirchliche und gesellschaftliche Debatte steht.
Über weitere Schritte halten wir auf dem Laufenden.
Die Vorstandschaft des Fördervereins Christopher-Street-Day Nürnberg e.V.
Bastian Brauwer (er/ihm) – Daniela Schlegl (sie/ihr) – Karlheinz Meininger (er/ihm) – Julia Heinrichs-Reichert (sie/ihr) – René Scheuermann (er/ihm)